Über Südfrankreich

Der Lockdown – März 2020

Frankreich hatte einen sehr strengen Lockdown, der im Frühjahr 2020 zwei Monate dauerte. Es gab eine Ausgangsbeschränkung und die Polizei kontrollierte sehr genau, vor allem in den Städten. Die Bürger durften eine Stunde pro Tag Sport im Freien in der Nähe ihrer Wohnungen betreiben, mussten aber Ausgangsbescheinigungen ausfüllen, in die sie genau eintrugen, wann sie das Haus verlassen hatten. Und sie durften nur zum Lebensmittelkauf weiter als einen Kilometer von zuhause weg.

Die Polizei hatte viel zu tun und vor allem in der Großstadt Marseille war der Lockdown schwer zu überwachen, weil die Strände, der Nationalpark der Calanques, die Spazierwege in den Hügeln und die Stadtparke gesperrt waren und die Leute ihre Schiffe und Boote nicht verwenden durften. Ein riesiges Konfliktpotential gab es auch in den Vorstädten, wo die Wohnungen zu klein und zu voll waren und wo die Drogendealer den Lockdown aus geschäftlichen Gründen nicht akzeptierten. Viele laufende Ermittlungen wurden während des Lockdowns tatsächlich auf Eis gelegt und sehr viele Ermittler mussten sich mit den CRS, den Gendarmen und der Police Nationale um den Lockdown kümmern.

In Frankreich hatte der Lockdown mehrere Etappen, die jeweils von Fernsehauftritten des Staatspräsidenten Macron eigeleitet wurden. Sehr dramatisch begann Emmanuel Macron vor dem harten Lockdown am 17. März mit: Nous sommes en guerreWir haben Krieg. Ende des Lockdowns war der 11. März 2020.

Der politische und gesellschaftliche Hintergrund

Handlung und Figuren des Romans sind frei erfunden. Das Lycée Saint Christophe, die Schule, in der das Drama seinen Ursprung findet, existiert nicht. Ähnlichkeiten mit wirklichen Personen sind rein zufällig. Die Korruption innerhalb der Polizei und bei Gericht ist keinesfalls typisch für Südfrankreich, solche Dinge könnten theoretisch überall geschehen.

Allerdings entspricht die politische Situation der Wirklichkeit. Die Gemeinderatswahlen wurden tatsächlich nur zwei Tage vor dem harten Lockdown durchgeführt. Der zweite Durchgang allerdings wurde erst nach dem Lockdown, im Juni, veranstaltet. In Marseille war seit über zwanzig Jahren ein rechtskonservativer Bürgermeister im Amt. Im Juni 2020 kam die Vereinigung der linken Parteien an die Macht. Endlich hatte die Stadt eine neue Bürgermeisterin, die allerdings aufgrund ihrer chronischen Depression schon drei Monate später abdankte, um ihrem Stellvertreter das Amt zu lassen.

Die Vorstädte

Die Bandenkriege und Hinrichtungen in den Vorstädten, von denen in meiner Geschichte die Rede ist, entsprechen leider der Wirklichkeit. Es gibt in  Marseille regelmäßig Morde in den ärmlichen Stadtvierteln und Drogenringe, die einander bekriegen. Die Polizei und sogar die Rettung und die Feuerwehr werden in den Vorstadtvierteln aggressiv angegriffen und in Marseille sind die Quartiers Nord der Albtraum eines jeden Polizisten. 

Typisch für Südfrankreich

L’Apéro: Der Aperitif hat in Südfrankreich einen besonderen Stellenwert. Die Männer und auch einige Frauen treffen sich in der Kneipe zum Apéro, der sehr lange dauern kann.  Auch zuhause wird an Wochenenden und während der Ferien Aperitif getrunken. In Marseille ist der beliebteste Aperitif der Pastis, der Ricard oder ein gekühlter Roséwein. Zum Aperitif isst man kleine Häppchen, wie Brötchen mit Tapenade (Olivenpaste), Oliven, Cocktailtomaten,…

L’OM – L’Olympique de Marseille: Ganz Marseille und die Provence unterstützen den OM, den mythischen Fußballclub Marseilles. Die Fans sind treu und motiviert, die Show findet in Marseille genauso in den Tribünen wie auf dem Spielfeld statt. Es gibt im Stadtzentrum einen Fanshop, der unzählige blau-weiße OM-Artikel verkauft. Die Fans des OM können ziemlich ausflippen, vor allem, wenn ihr Fußballclub gegen seinen Erzfeind, den PSG (Paris Saint Germain) spielt.

Das Stadion Vélodrome zählt heute 67 000 Plätze und wurde vor einigen Jahren überdacht. Für den Einwohner von Marseille ist das Vélodrome kein Stadion, sondern ein Tempel.

Spezialitäten

Südfrankreich hat viele kulinarische Spezialitäten, die im Roman nicht zu kurz kommen. Während des harten Lockdowns haben die Franzosen sich ausgiebig der Nahrung und dem Wein zugewandt – sie waren Teil der wenigen Freuden, die ihnen noch blieben. So mancher hat im vergangenen Jahr das Kochen sehr gut erlernt.

La Fougasse ist ein besonderes provenzalisches Fladenbrot mit Löchern. In den Teig der Fougasses gibt man Oliven, Speck, Käse oder Gemüse. Die Fougasses sind zum Aperitif sehr beliebt.

Die Oliven stellen in Südfrankreich ein wichtiges Produkt dar, das man überall im Hinterland von Marseille finden kann. Das südfranzösische Olivenöl ist sehr guter Qualität, jedoch auch ziemlich teuer. Die olives cassés, die Oliven mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen, können auf jedem Markt gekauft werden, sie wird zum Aperitif gegessen. Die tapenade ist eine Olivenpaste mit Oliven, Kapern, Knoblauch und Olivenöl, die man hauptsächlich auf croûtons streicht und ebenfalls zum Aperitif genießt.

Moules à la provencale sind Miesmuscheln, die mit einer Sauce aus Tomaten, Petersilie und Knoblauch serviert werden. Man isst sie gerne zum Aperitif oder als Hauptspeise, wobei man sich an die belgische Tradition gewöhnt hat, die Muscheln mit Pommes Frites zu servieren.  

Die Bouillabaisse ist die typische Marseiller Fischsuppe. Der Name kommt von den zwei Wörtern bouillir, was soviel heißt wie aufkochen lassen und abaisser, zurückschalten. Ursprünglich war die Bouillabaisse ein Rezept für arme Leute, die beim Betteln am Markt Fischstücke bekamen, die zu beschädigt waren, um verkauft zu werden. Diese entgräteten sie, ließen sie in Meerwasser aufkochen und passierten sie. Heute wählen die Köchinnen und Köche ihren Fisch sorgfältig und geben dafür auch einiges aus. Die Bouillabaisse wird mit geriebenem Gruyère-Käse, Croûtons und Rouille, einer scharfen Knoblauchmayonnaise mit Safran und Paprika, serviert. Dazu wird am besten Weißwein getrunken.

Frankreich ist das Land des Weins. Der Wein trägt einen wichtigen Teil zur art de la table, der französischen Lebenskunst, bei. Die Franzosen trinken zum Essen gerne ein Glas Wein, bei einigen gehört das zu den täglichen Gepflogenheiten, andere öffnen sich am Wochenende eine gute Flasche. In vielen Restaurants berät ein Sommelier die Gäste, damit sie zu ihrem Essen den richtigen Wein bestellen.

Südfrankreich, vor allem das Hinterland von Marseille, ist bekannt für seine qualitativ hochwertigen, relativ schweren Rotweine (Côtes du Rhône, Costières de Nîmes, Côteaux d’Aix, Luberon…) Die in Südfrankreich gängigsten Rebsorten sind Grenache und Syrah. In Cassis, einem sehr kleinen Weinbaugebiet, wird ein guter Weißwein hergestellt, der vor allem zu Fischspeisen empfohlen wird.

Sehr beliebt ist in Südfrankreich der Roséwein, der vor allem im Sommer getrunken wird. Das Hinterland von Marseille und Toulon ist einer der größten Hersteller von Roséweinen weltweit. Der Roséwein eignet sich auch hervorragend für den Aperitif. Die meisten südfranzösischen Roséweine sind sehr trocken und haben eine blasse Farbe.

Der Lavendel ist in der Provence allgegenwärtig. Im Hinterland von Marseille befinden sich die Lavendelfelder, etwa eine Stunde Fahrt von der Großstadt entfernt. Der Lavendel wird für die Seifenproduktion, für die Parfümindustrie, für ätherische Öle, für Souvenirs wie Lavendelsäckchen oder -kissen und in letzter Zeit auch für die Gastronomie verwendet. Desserts und Soßen mit Lavendel sind sehr beliebt, genauso wie Lavendeleis und -likör.

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