Krimi-Schauplatz

Spaziergang durch Marseille und Umgebung

Das Kommissariat, genannt l’Eveché, der ehemalige Bischofspalast, liegt gegenüber der großen Kathedrale von Marseille, la Major. Diese wurde im neunzehnten Jahrhundert im romanisch-byzantinischen Stil erbaut und ist eine der größten Kirchen Frankreichs.

Zwischen dem Eveché und dem Alten Hafen erhebt sich auf einem Kalkfelsen das Altstadtviertel le Panier, in dem enge Straßen, bunte, geschmückte und teilweise schmuddelige Fassaden, Street Art, typische winzige Geschäfte und kleine Restaurants zu finden sind. Ein Teil des Panier-Viertels wurde allerdings im zweiten Weltkrieg zerstört, deshalb erstrecken sich Richtung Alten Hafen auch viele moderne Wohnblocks.

Wenige Schritte vom Kommissariat befindet sich im Panierviertel der schöne Gebäudekomplex la Charité, das ehemalige Armenhaus aus dem 17. Jahrhundert, in dem heute mehrere Museen untergebracht sind. Der Platz vor der Charité ist besonders lauschig und voller Caféterrassen. Le Panier ist das älteste Stadtviertel Marseilles: Die Griechen erbauten dort im sechsten Jahrhundert vor Christus ihre Hafenstadt Massalia, doch außer einigen Mauern unter Häusern und Ausgrabungen nicht weit vom alten Hafen ist von der Antike in Marseille nicht besonders viel erhalten.    

Der Alte Hafen ist seit jeher das Herz der Stadt. Es handelt sich um eine windgeschützte Bucht zwischen Hügeln, in der die Griechen im 6. Jahrhundert vor Christus anlegten, um ihre Hafenstadt Massalia zu gründen. Marseille wurde bald römisch, gehörte einige Jahrhunderte zur Grafschaft der Provence, die Besitz des Königreiches Neapel war, und wurde im 15. Jahrhundert zur wichtigsten französischen Hafenstadt. Im 17. Jahrhundert ließ Ludwig XIV. den alten Hafen zum Meer hin befestigen. Heute begrenzen ihn auf der Westseite zwei Festungen, das sternförmige Fort Saint Nicolas und das Fort Saint Jean, beide aus dem hellrosaroten, für Marseille typischen Kalkstein erbaut.

Um den Alten Hafen befinden sich unzählige Restaurants und Cafés und im Jahr 2013, als Marseille Europäische Kulturhauptstadt war, wurde eine riesige Fußgängerzone angelegt, damit die Einwohner Marseilles und die Touristen den Hafen besser genießen können. Am östlichen Pier, dem Quai des Belges, findet jeden Morgen der Fischmarkt statt, der frische Fisch wird dort direkt verkauft. Das Schattendach, 2013 von Norman Foster entworfen, befindet sich ebenfalls auf diesem quai. Vom Alten Hafen aus brechen die Fähren Richtung Frioul-Inseln und zum berühmten Château d’If auf. Auch die Ausflugsschiffe Richtung Calanques legen dort ab.

Bis zum 19. Jahrhundert war der Alte Hafen der Haupthafen Marseilles, wo alle Schiffe anlegten. Im 19. Jahrhundert schuf man das Arsenal der Joliette auf der Nordseite des Hafens, heute erstrecken sich die Hafenanlagen über zehn Kilometer Richtung Nordwesten. Fähren nach Nordafrika und Korsika, Kreuzfahrtschiffe,… in Marseille, der fünftgrößten Hafenstadt Europas, kam vor dem Frühjahr 2020 der Schiffverkehr niemals zum Stillstand. Die Industrieanlagen befinden sich fünfzig Kilometer nordwestlich von Marseille, in Fos sur Mer und Martigues.

Der J4 befindet sich zwischen dem Alten Hafen und der Kathedrale. Es handelt sich um eine Esplanade, die im Jahr 2013 komplett neugestaltet wurde. Nördlich des Fort Saint Jean, der alten Festung aus dem 17. Jahrhundert, wurden auf dieser Esplanade zwei neue Gebäude erbaut, das MUCEM ( Völkerkundemuseum) und die Villa Méditerranée, in der eine Ausstellung über die vorgeschichtliche Cosquer-Höhle untergebracht werden soll.

Zwischen dem Dach des MUCEM, dem Hügel des Panier-Viertels und dem Fort Saint Jean wurden Stege aus Ultrahochfestbeton angebracht, die es dem Besucher ermöglichen, vom Altstadtviertel direkt auf die Festung zu gelangen, von einem Gebäude zum anderen zu spazieren und die Dächer der Anlagen zu erkunden.

Die Canebière ist die ehemalige Prachtstraße Marseilles, die von Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert gesäumt wird und vom Alten Hafen Richtung Osten führt. Sie stellt die Achse dar, deren Verlängerung die Stadt in zwei Teile teilt: Südlich der Canebière sind die reichen, angenehmen Stadtteile, während sich im Norden die ärmlichen, schwierigen Viertel befinden.   

Am Hauptbahnhof von Marseille, dem Bahnhof Saint Charles, kommt der TGV Méditerranée aus Paris und Lyon an.

Das Wahrzeichen der Stadt ist die Basilika Notre Dame de la Garde, im Volksmund la Bonne Mère, die Gute Mutter. Sie stammt wie die Kathedrale aus dem 19. Jahrhundert und wurde im neo-byzantinischen Stil auf einer ehemaligen Befestigungsanlage erbaut. Die Basilika überragt die gesamte Stadt, die Aussicht von dort oben ist ein Muss für jeden Besucher. Die Basilika besteht aus zwei Kirchen, die einfach gehaltene Unterkirche, und die prunkvoll mit Mosaiken geschmückte Oberkirche. Auf der Kirche befindet sich eine riesige vergoldete Marienstatue mit Kind.  

Marseille ist Frankreichs zweitgrößte Stadt und der fünftgrößte Hafen Europas. Es handelt sich um eine sehr widersprüchliche Stadt. Marseille hat mehrere Gesichter. Es bietet viel Geschichte, prunkvolle moderne und klassische Bauten, malerische Strände und Buchten, angenehme Bars und Restaurants. Es handelt sich um eine Hafenstadt mit einer besonderen Atmosphäre. Doch Marseille hat auch ärmliche Vorstädte, les Quartiers Nord, die von vielen Problemen heimgesucht werden. Viele dieser Stadtviertel werden heute von den Drogenbossen gemanagt. Dort bereiten auch der radikale Islam und illegal besetzte Abbruchwohnungen Probleme. Es handelt sich dabei zumeist um Ansammlungen riesiger Wohnblocks aus den 60er Jahren, sogenannter Cités. Diese Wohnanlagen wirken heute sehr verkommen und in diesen Vierteln wird jeder unerwünschte Besucher, vor allem die Polizei, tätlich angegriffen. Die meisten Menschen leben in diesen Vorstädten unter der Armutsgrenze. Nur die Dealer sind steinreich, aber ständig in Gefahr. Kaltblütige Hinrichtungen und Bandenkriege sind in diesen Quartiers an der Tagesordnung.

Viele dieser Vorstädte sind heute außer Kontrolle, jahrzehntelang ließ die Regierung sie verkommen. Seit zwei Jahrzehnten wird versucht, mit einem großen Polizeiaufgebot, gezielten Aktionen gegen die Drogennetzwerke, dem Abreißen der ältesten Gebäude und großflächigen Renovierungen und Umsiedlungen die Situation in den Griff zu bekommen, doch es gibt in Marseille zu viele Stadtviertel, die Probleme bereiten, und es ist sehr schwierig, diese Cités nachhaltig zu sanieren.

Das Stadtzentrum von Marseille hingegen wurde in den letzten zwanzig Jahren großartig renoviert, die alten Hafenanlagen, die teilweise illegal besetzt waren, abgerissen oder revitalisiert, ein gesamtes Stadtviertel, Euromed, 460 Hektar Fläche, komplett erneuert. Heute ist Euromed ein wichtiges Geschäftsviertel mit brandneuen Wolkenkratzern, Hotels und modernen Wohngebäuden.

Die Frioul -Inseln sind ein Inselarchipel vor Marseille, sehr dürre, vom Wind gebeutelte Kalkfelsen. Die beiden größten Inseln Pomègues und Ratonneau sind miteinander durch einen Damm verbunden. Auf Ratonneau befindet sich der Hafen Port du Frioul, der im Sommer sehr beliebt bei Wanderern und Badegästen ist. Im Winter leben dort nur wenige Menschen. Vor den beiden großen Inseln befindet sich die Insel If, auf der das berühmte Schloss von If steht. Das Chateau d’If wurde durch den Roman von Alexandre Dumas Der Graf von Monte Christo weltberühmt und wird heute als Museum genützt.

Le Vallon des Auffes ist eine malerische kleine Bucht, die sich mitten in der Stadt befindet, aber trotz der ringsum erbauten Wohnblocks einem kleinen Fischerdorf gleicht. Dort befinden sich beliebte Fischrestaurants.

La Corniche JFK, die Küstenstraße, verbindet die südlichen Stadtviertel Marseilles mit dem Stadtzentrum. Sie führt einige kleinere Strände und Buchten entlang zu den Prado-Stränden, den breiten Badestränden der Stadt.

Das Prado-Stadtviertel entwickelte sich erst im 19. und 20. Jahrhundert. Es handelt sich heute um eines der besseren Wohnviertel. Breite, von modernen Gebäuden gesäumte Boulevards ziehen sich durch den Stadtteil, teilweise findet man noch schöne alte Paläste, die von großen Parkanlagen umgeben sind. Die breiten Sandstrände des Prado wurden in den 70er Jahren künstlich angelegt, dazu verwendete man den Schutt der U-Bahn-Baustelle.

Die Stadtviertel Pointe Rouge, Bonneveine und Montredon sind weitere angenehme Wohnviertel, ganz im Süden der Stadt, in Meeresnähe und direkt an den Toren des Nationalparks der Calanques.

Hinter Montredon beginnt der Nationalpark, mit dem Auto kann man bis in die kleinen Häfen les Goudes und Callelongue fahren, dann muss man zu Fuß weiter.

Der Nationalpark erstreckt sich über zwanzig Kilometer zwischen Marseille und Cassis. Es handelt sich dabei um einen der schönsten Küstenstriche Europas, mit schneeweißen, von Kiefern bewachsenen Kalkfelsen über einem tiefblauen Meer. Die Calanques sind an die zehn Felsbuchten, die ins Landesinnere hineinreichen. Es handelt sich hierbei nicht um Fjorde, die von Gletschern geschaffen wurden, sondern um ehemalige Flusstäler, die nach der letzten Eiszeit überschwemmt wurden. Kletterparadies, Wanderparadies, Tauchparadies, Segelparadies… die Calanques sind sowohl zu Fuß als auch im Boot wunderschön zu erkunden.

Gegenüber der Calanques befindet sich ein Inselarchipel, das Riou-Archipel. Kahle Kalksteine ragen aus dem Meer, früher waren diese Inseln aus der Tiefebene aufragende Berge. Auch die Insel Maire, die sich in unmittelbarer Nähe des Ufers befindet, ist ein ehemaliger Berg mit steilen Felsklippen

Cassis, ein kleines Weinbaugebiet, ist auch für seine landschaftlichen Reize sehr beliebt. Der Ort liegt am östlichen Ende des Nationalparks der Calanques, der Hafen von Cassis ist sehr malerisch, mit bunten Fassaden und kleinen feinen Gässchen. Östlich von Cassis erhebt sich das Cap Canaille, ein beinahe vierhundert Meter hoher, rötlicher Felsen, über dem Mittelmeer. Westlich von Cassis erstrecken sich die weißen Felsbuchten der Calanques.

Auf der anderen Seite der Stadt, dort wo die Côte Bleue beginnt, findet man den Hafen l‘Estaque, in dem sich ebenfalls unzählige Jachthäfen und Bootsverleihe befinden. L’Estaque ist heute eine Vorstadt von Marseille, im neunzehnten Jahrhundert war es ein verschlafener Hafen, der unzählige Maler anlockte, darunter den berühmten Impressionisten Paul Cézanne, der aus Aix-en-Provence stammte und dort ein kleines Fischerhüttchen besaß.

Zwischen l’Estaque und dem Industriegebiet von Fos-Martigues erstreckt sich die Côte Bleue, ein dreißig Kilometer langer Küstenstrich mit Kalkbuchten und Wanderwegen, weniger spektakulär als die Calanques, aber nicht weniger malerisch. Kleine Häfen in Kalkbuchten, Sandstrände, Felsplatten am Meer und Wanderwege sind typisch für dieses Gebiet. Die Küste entlang fährt ein Zug, der bei Touristen besonders beliebt ist, der sportlichere Besucher bevorzugt den Küstenwanderweg, der direkt dem Meer entlangführt. Die Kleinstädte Sausset les Pins und Carry-le-Rouet sind beliebte Wohnorte.