Kulinarik in Krimis

In vielen Regionalkrimis spielt die Kulinarik eine sehr wichtige Rolle. Da gibt es zum Beispiel die Périgord-Krimis von Martin Walker, in denen der Held, der Polizist Bruno, auch ein leidenschaftlicher Koch ist. In dieser Krimireihe wird sehr viel über das Kochen und das Essen gesprochen. Auch in Donna Leons Venedig-Krimis isst und trinkt der Commissario Brunetti sehr gern. Allerdings kocht meistens seine Frau Paola für ihn. Es gibt viele Krimiautoren, die auf ihren Webseiten Rezepte der Gegend präsentieren, in der ihr Krimi spielt. Das Essen und das Trinken sind neben Mord und Drama ein wichtiger Bestandteil eines Kriminalromans.

Meiner Meinung nach hilft die Gastronomie, einen Kriminalroman ein wenig aufzulockern. Die Romanfiguren und Leser*innen dürfen sich zwischendurch wieder einmal entspannen. Außerdem geht es ja in vielen Regionalkrimis auch darum, den Leser*innen die Lebensweise einer bestimmten Gegend zu vermitteln. Und durch die Speisen und den Trank gelingt das besonders gut. Es gibt auch Leser*innen, die Kriminalromane eigentlich gar nicht mögen, weil sie ihnen zu düster und dramatisch erscheinen, durch diese gastronomischen Aspekte aber trotzdem angeregt werden, gewisse Krimis zu lesen.

Was Frankreich betrifft, so kann man behaupten, dass es in Sachen Kulinarik sehr viel zu erzählen gibt, vor allem in der Mittelmeerregion: Gute Produkte wie frischer Fisch, Olivenöl, frisches Obst und Gemüse, Trüffel, Weine, usw. tragen natürlich maßgeblich zur Beliebtheit der Provence bei. Die Bouillabaisse beispielsweise, die typische Fischsuppe aus Marseille, kommt in fast jedem meiner Romane vor.

Auch ich habe in meiner angehenden Krimireihe meine Vertreterin für die provenzalische Gastronomie. Bei mir ist Laura, die Journalistin, eine leidenschaftliche Köchin. Sie ist die Lebensgefährtin der Polizei-Inspektorin Nadia Aubertin und eine sehr effiziente Frau. Es handelt sich um eine begabte Journalistin, eine perfekte Hausfrau und eine begnadete Köchin. Sie lasse ich meistens die verschiedenen Rezepte kochen, die ich meinen Leser*innen nahebringen möchte. Allerdings gehe ich weitaus weniger ins Detail wie gewisse andere Autorinnen oder Autoren, die über mehrere Seiten hinweg beschreiben, wie die Romanfigur kocht.

Meistens ist es so, dass sich meine Romanfiguren zwischen stressigen und dramatischen Szenen bei einer guten Mahlzeit mit einem Glas Wein entspannen und auch in Ruhe miteinander reden. Denn genauso läuft es in Frankreich auch im wirklichen Leben ab. Wenn man Freunde zu sich einlädt, hat das Essen einen sehr bedeutenden Stellenwert. Auch das gemeinsame Abendessen als Familie ist hier in Frankreich sehr wichtig. Es ist der einzige Moment, in dem sich die Familienmitglieder an Werktagen versammeln und in Ruhe miteinander reden. Es ist nicht vollkommen falsch zu behaupten, dass sich in Frankreich alles um das Essen dreht. Das Essen ist ein wichtiger Vorwand, um miteinander zu reden. Und jedes Treffen ist ein wichtiger Vorwand, um gut zu essen und zu trinken. In Frankreich wird das Geschäftsessen noch immer praktiziert, man glaubt hier, dass bei einem schmackhaften Essen mit einem guten Glas Wein besser verhandelt werden kann. Getrunken wird heute weniger als noch vor zwanzig Jahren, weil auch in Frankreich Alkoholkontrollen stattfinden.

Was meine Romane betrifft, so ist mir die Kulinarik wichtig, um den Leser*innen ein wenig Lokalkolorit zu vermitteln. Die Gastronomie hilft mir auch, die Handlung ein wenig zu entschleunigen und zu entdramatisieren. Meine Romane wären ohne das Essen, den Wein und die provenzalischen Landschaften ziemlich düster. Es gibt viele Leser, die das Lokalkolorit schätzen. Andere finden es störend, weil sie vor allem an der Krimihandlung selbst und am Drama interessiert sind. Deshalb muss auch die Kulinarik in Krimis gut dosiert sein. Und nicht zuletzt dürfen die armen Leser*innen nicht zu hungrig gemacht werden! Denn sie essen ja leider nur in ihrer Vorstellung mit.

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